Mittwoch, 24. Oktober 2018

Halloween: Scherze und ihre Folgen

Schädelpizza und Leichenbrühe

Halloween in Deutschland

von Elisabeth Lambrecht/Peter Ries



Karneval 1991 fiel ins Wasser; wegen des Golfkriegs wurden alle närrischen Veranstaltungen abgesagt. Das war nicht nur für die Närrinnen und Narren ein herber Verlust, sondern vor allem für die Kostüm-, Masken- und Dekoartikelhersteller. 

Diese Umsatzeinbrüche mussten abgemildert werden, und so importierte man Anfang der neunziger Jahre „Halloween“ aus den USA, auch um generell die karnevalsfreie Zeit des Jahres umsatzmäßig zu überbrücken. Verantwortlich für diesen Import war vor allem die Fachgruppe Karneval im Verband der deutschen Spielwarenindustrie, die mit aufwändiger Öffentlichkeitsarbeit und entsprechendem Marketing Halloween in Deutschland populär machte. Natürlich musste man dem neuen Fest das Mäntelchen des Brauchtums umhängen, damit die rein kommerziellen Motive verschleiert wurden.

All Hallows’ Eve wurde vor allem seit Jahrhunderten in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November (Allerheiligen) im katholischen Irland begangen; ursprünglich wurde wohl das Ende des Sommers gefeiert. Gleichzeitig nahm man an, dass in dieser Nacht die Seelen der Verstorbenen als Geister in ihre Häuser zurückkehren wollten. Man wies ihnen mit großen Feuern den Weg; wenn sie ihn nicht fanden, irrten sie als spukende Geister umher, die Angst und Schrecken verbreiteten und vor denen man sich durch eine Furcht erregende Kleidung zu schützen versuchte.

Als im 19. Jahrhundert zahlreiche Iren in die Vereinigten Staaten auswanderten, nahmen sie Halloween mit. Sehr bald wurde dieser Brauch von anderen übernommen und entwickelte sich zu einem Volksfest.

Nun also ist Halloween von Amerika nach Europa zurückgekehrt und stößt besonders bei Kindern und Jugendlichen auf große Begeisterung, aber auch Erwachsene haben zunehmend Spaß an Gruselspeisen und Gruselpartys. Das Zubehör für die Veranstaltungen ist überall, natürlich auch im Internet, erhältlich. So lassen sich zum Beispiel Kostüme aller Art und Preisklassen erwerben: Graf Dracula in Theaterausführung für den Herrn, sexy Hexenkostüme für die Dame und Gespenster- und Skelettkostüme für die lieben Kleinen. Schminke, Perücken, Zähne und Horrorapplikationen, wie z.B. Nachbildungen von Narben und schrecklichen Wunden, sind überall erhältlich, insbesondere in den großen Kaufhäusern, die in dieser Zeit eigene Abteilungen für diese Dinge einrichten.

Im Internet findet man übrigens auch zahlreiche Rezepte für die Speisen und Getränke, die man in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November zu sich nehmen kann; empfohlen werden „abgehackte Finger“, „Leichenbrühe“ , „Schädelpizza“ und ähnlich scheußliche Gerichte, hinter denen sich jedoch völlig harmlose Speisen verstecken.

Der Kürbis

Eine ganz besondere Rolle spielt der Kürbis, der im Zusammenhang mit Halloween heute in der deutschen Küche in unendlichen Variationen und Zubereitungen verbreitet ist. Auch der Brauch, Kürbisse auszuhöhlen und von innen zu beleuchten, stammt ursprünglich aus Irland und geht zurück auf den Nachtwächter Jack Oldfield, der im Reich der Schatten umherirren muss und als einzige Lichtquelle eine ausgehöhlte Rübe mit einer Kerze bei sich trägt. Darüber hinaus ist der Kürbis mit eingeschnittenen Fratzen gut geeignet, wenn man seinen Tisch nicht lieber mit Nachbildungen von Skeletten und Leichenteilen schmücken möchte. 

Fast das gesamte Halloween-Sortiment wird in Fernost hergestellt - 2017 wurden in Deutschland bereits 250 Millionen Euro damit umgesetzt. Tendenz steigend. In Amerika sollen es umgerechnet fast acht Milliarden Euro sein. 

Nach Weihnachten und Ostern ist Halloween in Deutschland mittlerweile das drittwichtigste Einzelereignis im Jahr. Die Kinder haben Spaß nicht nur am Verkleiden; in ihren Horrorkostümen klingeln sie an Haustüren und fordern mit dem Ausruf „Süßes oder Saures“ Süßigkeiten. Wer ihrer Aufforderung nicht folgt, wird manchmal bestraft mit Streichen aller Art, die nicht unbedingt harmlos sind. Statt Klingelstreichen gibt es immer häufiger den Einsatz von Farbbomben, angezündete Müllcontainer oder Rasierschaum im Briefkasten.

Für die evangelische Kirche stellt das neue „Fest“ ein besonderes Problem dar, da ja am 31. Oktober das Reformationsfest gefeiert und dieser Gedenktag nun überlagert wird von Halloween und seinen Gebräuchen. Auch die katholische Kirche hat Schwierigkeiten mit diesem neuen „Event“, da der Allerheiligentag ein stiller Feiertag ist und z.B. ein Tanzverbot bereits ab Mitternacht herrscht.


Vorsicht bei Streichen

Das kann ganz schön teuer Werden!

„Viele Streiche sind schlicht Sachbeschädigungen. Diese können mit einer Geldstrafe und sogar mit bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden“ betont Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. „Wer zum Beispiel einen Briefkasten mit Feuerwerkskörpern in Brand setzt, begeht eine Straftat. Auch wer Autos oder Hausfassaden mittels Sprayfarbe `verschönert´, muss mit einer Strafe rechnen“, so Klotter weiter.

Mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe kann bestraft werden, wer eine „Gemeinschädliche Sachbeschädigung“ begeht. Dies ist der Fall, wenn jemand Sachen beschädigt oder zerstört, die der öffentlichen Nutzung dienen. Gemeint sind damit z.B. demolierte Parkbänke oder zerkratzte Scheiben in Zügen. Jedes Jahr entstehen dadurch Schäden in Millionenhöhe, die letztlich alle gemeinsam bezahlen müssen. Wenn der Täter ermittelt wird, muss er den Schaden ersetzen bzw. bezahlen. Das nennt man dann eine zivilrechtliche Schadensersatzpflicht, die je nach Alter und Situation auch Familienangehörige treffen kann.

Ein Halloween-Streich kann auch für diejenigen teuer werden, die nicht mitgemacht haben, sondern nur dabei waren: Junge Menschen, die auf nächtlicher Zerstörungstour mit Freunden erwischt werden, können wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung angezeigt werden. 

In jedem Fall bedeutet das mindestens eine Geldstrafe, hinzu kommt noch die Schadenswiedergutmachung.  

Sollten Sie Zeuge oder Opfer einer Straftat werden, scheuen Sie sich bitte nicht den Notruf 110 zu wählen.

Einer spannenden Halloween-Nacht mit viel Grusel steht nichts im Wege, wenn beim Streiche spielen gewisse „Spielregeln“ eingehalten werden, damit alle Spaß haben und niemand zu Schaden kommt.